RunnerNeu06.09.2025Samstag, 06. September 2025 01:540 gefällt das
Runner
Dominik Leinen
Beilingen
Deutschland . RP
Eine gute Stunde war ich von Tatzmania aus unterwegs durch den Schwarzwald. Dabei überquerte ich sowohl die Donau fast unmittelbar nach ihrem Ursprung (also dem Zusammenfluss von Brigach und Breg bei Donaueschingen), als auch den Rhein. Und dazwischen auch die deutsch-schweizerische Grenze bei Ramsen, glücklicherweise ohne Grenzkontrolle und somit ohne weiteren Zeitverlust. Nachdem ich mich durch den am nördlichen Rheinufer gelegenen Altstadtkern von Stein am Rhein gekämpft hatte, passierte ich gegen 12:25 Uhr die Gleise der Seelinie zwischen Schaffhausen und Rorschach und fuhr geradewegs auf mein zweites Tagesziel in einem Industriegebiet südlich des Rheins zu.
In Sichtweite zum Bahnhof von Stein am Rhein eröffnete im Oktober 2020 das Ticiland.
Dabei hatte sogar ein Mack seine Finger im Spiel. Nämlich Markus Mack-Even, Sohn von Kurt Mack-Even. Letzterer war von 1976 bis 2011 General Manager bei Mack Rides, ist allerdings nur ein angeheirateter Mack. Seine Frau ist Christel, die Tochter von Hermann Mack, der wiederum 1958 mit seinen älteren Brüdern Franz und Willi die väterliche Wagenbau- und Karussellfabrik übernommen hatte. Aber zurück zu Markus Mack-Even. Der hatte in seiner Jugend natürlich auch bei Mack Rides gearbeitet, ihn zog es aber in die weite Welt, vorwiegend nach Asien. Dort war er an der Planung und Umsetzung der Universal Studios Singapur beteiligt. Auch für die Entwicklung der IMG Worlds of Adventure in Dubai war er maßgeblich verantwortlich und fungierte sogar anderthalb Jahre als General Manager des Parks, ehe er wegen der Familie wieder nach Europa zurückkehrte. Dort konnte ihn der schweizer Schausteller Peter Hablützel von den Plänen für einen neuen Familien-Freizeitpark in Stein überzeugen. Hablützel selbst entstammt einer der größten Schaustellerfamilien der Schweiz. Sein Vater trumpfte auf der Expo 64 in Lausanne mit einer der ersten Achterbahnen vom Typ Zyklon auf, er selbst spezialisierte sich später auf Riesenräder und präsentierte auf der Expo 2000 in Hannover mit dem Expo-Star das größte transportable Riesenrad der Welt - auch wenn man da wie üblich etwas aufgerundet hatte und das eigentlich Mega Wheel Millennium Star getaufte Rad ein paar Meter kleiner ist als das schon seit 1980 reisende Riesenrad von Steiger (inzwischen Mein Rad unter Greier). 2010 tat sich Hablützel mit Oscar Bruch zusammen, um sein Rad wieder vermehrt außerhalb der Schweiz zu vermarkten. Zwei Jahre später übernahm Bruch das in Sky Lounge Wheel umbenannte Riesenrad komplett und Hablützel zog sich aus dem Schaustellergeschäft zurück. Nach einigen Jahren als Berater für Großveranstaltungen kramte er seine schon Ende der 90er-Jahre aufgekommene Idee von einem eigenen Freizeitpark in der Schweiz wieder aus. Damals scheiterte das zusammen mit anderen Investoren angegangene Projekt in Inwil an zu vielen Einsprüchen. Auch gegen das Ticiland gab es Einwände seitens der Bevölkerung, die blieben aber letztlich erfolglos, sodass im Juli 2019 der Spatenstich erfolgen konnte. Der noch nicht ganz fertige Indoor-Freizeitpark wurde im Oktober 2020 mitten in der Corona-Pandemie feierlich eröffnet. Und gerade als die Halle im Dezember endlich fertig war, musste man nach nur 25 Betriebstagen aufgrund der Hygiene-Auflagen wieder schließen. Dafür konnte mit der Wiedereröffnung im Mai 2021 auch der zwischenzeitlich fertiggestellte Außenbereich für die Besucher freigegeben werden. Markus Mack-Even zog sich Ende 2023 aus dem operativen Geschäft des Ticilands zurück und widmet sich wieder primär seiner Beratungsgesellschaft Mack Management Entertainment. Peter Hablützel muss indes seine gesamte Altersvorsorge in den Park stecken, um ihn am Laufen zu halten, denn nach anfänglich gutem Start bleiben die Besucherzahlen weit hinter den Erwartungen zurück. Aufgeben will der ehrgeizige Ex-Schausteller aber nicht. Mit der Hoffnung auf zunehmende Bekanntheit seines Parks sollen bis 2028 schwarze Zahlen geschrieben werden.
Etwas irritiert war ich von der Anordnung der Parkplätze, welche die Halle in einer L-Form zu zwei Seiten einrahmen. Eine Reihe erstreckt sich entlang der Längsseite der Halle direkt an der Straße, dazu kommt ein zweireihiger Parkplatzstreifen auf der schmaleren Rückseite des Geländes. Verwundert war ich deshalb, weil für das Parken hier 5 Franken fällig werden, es aber keinerlei Zufahrtsbeschränkung durch Schranken gibt, da die Parkflächen ja direkt an der öffentlichen Straße anliegen. Angeblich soll es eine Kennzeichenerfassung geben, sodass unberechtigt parkende Fahrzeughalter nachträglich zur Kasse gebeten werden. Da kenne ich mich nun technisch nicht so gut aus, stelle ich mir aber auch schwierig vor, da es eben keine einzelne Zufahrt gibt - also ja, es gibt nur eine Straße, aber die führt ja nicht nur zum Ticiland-Parkplatz. Aber ich habe nichts riskiert, und zum Eintrittsticket für 31 Franken natürlich auch das Parkplatzticket online im Voraus erworben. Macht also 36 Franken oder umgerechnet 38,60€. Immerhin, das Kassensystem taugt was. Ich Dösbaddel hatte nämlich - trotz nochmaliger Kontrolle beim Aussteigen - versehentlich das Parkplatzticket mitgenommen und das Eintrittsticket im Auto liegen lassen. Zurücklaufen musste ich dafür aber nicht, die Dame an der Kasse konnte offenbar anhand des Parkplatztickets auch das zugehörige Eintrittsticket aufrufen und mir somit unkompliziert Zutritt gewähren.
Den Eingangsbereich hinter dem kleinen Glasvorbau fand ich allerdings ziemlich kahl. Der recht quadratische Raum ist ist völlig unthematisiert, die Wände sind komplett nackt. Auch die dunkelrot gefliesten Säulen vermögen den Eindruck nicht zu verbessern. Rechterhand befindet sich der Kassentresen, die hintere Wand dominieren zwei große Holztore. Das rechte davon fuhr schließlich per Knopfdruck auf, um mich in den eigentlichen Park zu lassen. Und dahinter wartete bereits Stormrunn3r auf mich, der mit dem Zug angereist war und mich für den Rest des Tages begleiten wollte.
Durch das Eingangstor kommend stößt man direkt auf den Wellenflieger.
In der Ecke rechts neben dem Tor findet sich ein Kinder-Autoscooter.
Auf der anderen Seite gibt es eine kleine Bühne, einen von uns nicht besuchten Shop und eine Gelateria.
Ansonsten wird die linke Hallenseite fast vollständig von der Terrasse des SB-Restaurants eingenommen.
Die rechte Seite dominiert das hinter einer Häuserfassade versteckte Kletterparadies Tollhaus.
Im Erdgeschoss sind zudem noch eine Spielbude und ein Süßigkeitenstand integriert. Übrigens wurde der Name Ticiland vom Kanton Tessin abgeleitet. Das heißt auf Italienisch nämlich Ticino. Entsprechend sollen die "fantastischen Themenwelten" eben an jene Sonnenstube der Schweiz angelehnt sein. So direkt auf Anhieb konnte ich die Piazza Grande in Locarno anhand der etwas vereinfachten Fassaden jetzt allerdings nicht erkennen...
Ob der Kontiki dann auf die Bedeutung der Kastanie für das Tessin anspielt?
In der Mitte der Halle dreht noch ein klassisches Pferdekarussell seine Runden.
Der hintere Teil der Halle gehört schließlich der Achterbahn, wegen der wir hier waren.
Darunter tuckern Bumper Boats über den Lago Maggiore.
Die Schlussbremse der Achterbahn versteckt sich derweil in den Felsen des Maggiatals.
Einen Leuchtturm kennt Google im Tessin zwar nicht, der Drop Tower inmitten einer Helix stellt aber trotzdem einen solchen dar.
Aus Personalkostenoptimierungsgründen werden die Attraktionen im Wechsel betrieben. Eine kleine Uhr am jeweiligen Eingang zeigt an, wann die nächste Fahrt ansteht. Wobei das im Zweifel auch mehr so ein unverbindlicher Vorschlag zu sein scheint. In unserem Fall war der Mitarbeiter von der Achterbahn gerade mit einer Gruppe Kinder zum Drop Tower gewechselt. Und wir schlossen uns einfach mal an, denn die Achterbahn konnten wir ohne Mitarbeiter nunmal nicht fahren. Nachdem er den Familienfreifallturm zweimal hatte fahren lassen, wollten die Kinder aber wieder Achterbahn fahren - und wir natürlich auch.
Es handelt sich um einen Force - Two von Zierer, wie man ihn auch aus den Indoorparks von Plopsa kennt.
Dort aber größtenteils vom Rest der Halle abgetrennt. Das gefällt mir hier tatsächlich besser.
Ansonsten ist relativ klar ersichtlich, dass man sich für das Ticiland bei Plopsa Indoor hat inspirieren lassen. Sowohl bei der Grundidee, als auch bei der Attraktionsauswahl - bei der man neben Zierer für Achterbahn, Junior Drop Tower, Rockin' Tug und Wellenflieger auch auf Bertazzon für Autoscooter und Karussell, sowie die Sela Group für die Bumper Boats gesetzt hat. Mack Rides kam trotz des Mitgründers aus den eigenen Reihen nicht zum Zuge. Dabei ist die Halle des Ticilands nur etwas mehr als halb so groß wie die Plopsa-Hallen in Hasselt und Coevorden - jedenfalls nach meiner Maps-Messung. Die Halle im Holiday Park - beziehungsweise Plopsaland Deutschland - passt von der Fläche schon eher. Allerdings wirkt das Ticiland trotz geringerer Fläche irgendwie deutlich leerer als die Plopsa-Hallen. Und das lag nicht nur daran, dass sich die Zahl der Besucher sehr in Grenzen hielt, eher macht die Qualität der Thematisierung hier wohl den Unterschied. Nach der Autoscooter-Ecke und den Felsen bei der Achterbahn war im Ticiland offensichtlich das Budget aufgebraucht. Die schlichten Fassaden lassen den Raum eher nackt wirken, als dass sie den Eindruck eines mediterranen Marktplatzes versprühen würden. Es fehlen einfach Details, die den Blick vom großen Ganzen ablenken und die Halle kleinteiliger wirken lassen könnten.
Leider setzt sich das auch im 2021 eröffneten Außenbereich fort.
Hier kam zu den bisherigen Herstellern auch noch Zamperla hinzu. Mit einem Watermania...
und Magic Bikes. Die sollen das Castelgrande in Bellinzona darstellen.
Die Berg- und Talbahn stammt wiederum von Zierer. Und wurde von uns auch gefahren.
Auch die Sela Group kam nochmal zum Einsatz mit driftenden Kinder-Karts.
Vor der Glasfassade an der Ecke der Halle wurde 2022 zudem noch eine Wellenrutsche von Wiegand ergänzt.
Und der Platz für ein weiteres Karussell ist auch schon vorbereitet.
Tja, und das war es dann auch schon. Dazwischen gibt es auch im Außenbereich leider viel Nichts, sodass wir uns nach knapp 20 Minuten auch schon wieder Richtung Ausgang begaben. Womit ich über 1,90€ pro Minute für den Besuch dieses Parks investiert hatte. Immerhin waren wir damit dann auch wieder im Zeitplan, denn für das Ticiland hatte ich doppelt so viel Zeit vorgesehen - hätte ja sein können, dass die Achterbahn nur alle halbe Stunde oder so fährt. Weiter ging es nun zu zweit wieder zurück nach Deutschland, wo das nächste Ziel ähnlich weit von der Grenze entfernt lag...
Fazit: Grundsätzlich finde ich die Idee solcher wetterunabhängiger Indoor-Freizeitparks für Familien mit kleineren Kindern ja wirklich gut. Insbesondere die beiden Plopsa Indoor in Hasselt und Coevorden konnten mich 2014 überzeugen (die Majaland-Pendants in Polen kenne ich leider noch nicht). Dieses Konzept einfach zu kopieren, klingt nach einer durchaus cleveren Idee. Man sollte allerdings bedenken, dass es dafür nicht ausreicht, eine Halle zu bauen und ein paar Attraktionen reinzustellen. Ja, auch im Ticiland sind ein paar gelungene Thematisierungsansätze zu erkennen. Aber der größte Teil der Gestaltung wirkt dann doch eher billig und steril. Es fehlt wie schon erwähnt am Blick fürs Detail, die versprochene mediterrane Atmosphäre des Tessin bleibt nahezu komplett aus. Der Eintrittspreis ist zwar gar nicht mal so viel höher als bei Plopsa, trotzdem scheint das Preis-Leistungs-Verhältnis dort besser als im Ticiland. Dennoch wünsche ich den Machern hinter dem Projekt, dass das Ticiland baldmöglichst mehr Besucher locken und rentabel werden kann, damit sie das Angebot in Stein am Rhein weiter ausbauen können. Platz genug wäre zumindest gefühlt vorhanden.
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